Haben Sie schon einmal etwas von Context Switching gehört? Damit ist das ständige Wechseln zwischen Aufgaben, Anwendungen oder Kommunikationskanälen gemeint – ein unterschätzter und kostspieliger Prozess, der im Arbeitsalltag neben Sicherheitsrisiken vor allem auch Effizienzverluste verursachen kann. In Unternehmen mit vielen Tools und parallelen Projekten gehört er oft zum Alltag, wird aber nur selten bewusst adressiert.
Wenn Unterbrechungen stressen
Wie groß die Dimension dieses Problems ist, verdeutlicht eine Untersuchung des Harvard Business Review (2022). In einer Analyse von 137 Mitarbeitenden in 20 Teams über bis zu fünf Wochen zeigte sich, dass Mitarbeitende durchschnittlich rund 1.200 Mal pro Tag zwischen Anwendungen und Websites switchen. Diese Wechsel – „Toggling“ – summieren sich zu einer wöchentlichen Reorientierungszeit von fast vier Stunden. Das entspricht fast einem halben Arbeitstag pro Woche, der allein durch Reorientierung verloren geht.
Als besonders problematisch schätzen die Forschenden auch die Frequenz ein: So folgt nach 65 % der Wechsel innerhalb von weniger als elf Sekunden der nächste. Mitarbeitende haben also kaum Gelegenheit, sich in eine Aufgabe zu vertiefen. Das unterbricht die Aufmerksamkeit, erschwert fokussiertes Arbeiten und erhöht die mentale Belastung.
Die Autoren der Studie betonen zudem, dass diese „Toggling-Kosten“ kein unvermeidbarer Nebeneffekt digitaler Arbeit sind. Stattdessen entstehen sie durch ineffiziente Tool-Landschaften, schlechte Prozessgestaltung oder mangelnde Abstimmung bei der Einführung neuer Anwendungen. Sie raten daher dazu, Prozesse mit hohem Wechselaufwand zu identifizieren, die Anzahl digitaler Lösungen zu reduzieren und benutzerfreundliche, integrierte Lösungen zu priorisieren.
Wie schaden Mikrounterbrechungen dem Fokus?
Auch aus Sicht der Kognitionspsychologie zählen Tool-Wechsel zu den typischen „Mikrounterbrechungen“, die den Arbeitsfluss stören. Die zugrunde liegenden kognitiven Prozesse beschreibt dabei die sogenannte Interruption Science. Sie belegt, dass das Gehirn bei jedem Wechsel die mentale Arbeitsumgebung neu konfigurieren muss – anderes Interface, veränderte Navigation, angepasste Informationsdarstellung.
Diese Umstellung kostet Zeit, unterbricht den Arbeitsfluss und erfordert zusätzliche Energie, um wieder zur vollen Konzentration zurückzukehren. In Teams mit einer hohen Anzahl eingesetzter Anwendungen summieren sich diese Effekte zu messbaren Einbußen bei Produktivität und Qualität.
Strukturelles Dilemma?
„Context Switching“ vor allem auch in der Projektarbeit nachteilig auswirkt – vor allem dann, wenn es um die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern geht. So geht Fokus verloren, Informationen liegen verstreut über verschiedene Kanäle, Abstimmungen sind aufwendiger, Entscheidungen und Vertragsabschlüsse verzögern sich ohne integrierte digitale Signaturen. In verteilten oder hybriden Teams summieren sich diese Effekte besonders stark. Das Ergebnis: Die Zusammenarbeit wirkt umständlich und intransparent – und untergräbt genau das Vertrauen, auf dem diese Kundenbeziehungen basieren.
Dennoch stecken Unternehmen hier häufig in einem Dilemma – nicht zuletzt in hochregulierten Branchen: So gibt es nicht „das eine“ Tool, das sämtliche Anforderungen abdeckt. Selbst in dem Fall, in dem es ein Bewusstsein für die möglichen Effekte zu vieler Tools gibt, entsteht daher ein Flickenteppich aus Anwendungen – mit allen Risiken für Effizienz, Belastung der Mitarbeitenden und Datensicherheit.
Ist Tool-Wechsel ein Sicherheitsrisiko?
Im Tool-Wechsel per se liegt kein Sicherheitsrisiko. Doch je häufiger sensible Daten von einer Anwendung in die nächste überführt werden, desto wahrscheinlicher sind menschliche Fehler. Steht der Nutzer durch ineffiziente Arbeitsweisen zusätzlich unter Zeitdruck, nimmt das Risiko zu.
Sicherheitsstandards werden dabei selten hinterfragt. Liegen sensible Dateien auf einer Plattform, müssen sie doch logischerweise ohne Komplikationen auf eine andere übertragbar sein – so die weitverbreitete Vermutung. Schnell wird eine Datei also von Cloud A in Kommunikationstool B übertragen. Sicherheit wird angenommen, obwohl es Standards-Tools häufig an robusten Schutzmechanismen wie Ende-zu-Ende-Verschlüsselung fehlen, die für den Schutz sensibler Daten notwendig wären.
Auch bleibt in diesem Kontext nicht aus, dass Informationen unbewusst mit nicht-autorisierten Personen geteilt werden. Schließlich kann Transparenz über Rollen und Rechte angesichts der diversen Tools im Einsatz schnell verloren gehen. Sicherheit beim ständigen Tool-Wechsel gleicht somit mehr einem Glücksspiel.
Die Lösung: ganzheitlich handeln
Wer Context Switching und Tool Sprawl wirksam reduzieren möchte, braucht mehr als nur Einzelmaßnahmen. Der Schlüssel liegt in einem ganzheitlichen Ansatz, der Anforderungen, Technologie, Prozesse und Teamgewohnheiten gleichermaßen berücksichtigt. Die folgenden Strategien helfen, den Arbeitskontext zu stabilisieren und zugleich die Zusammenarbeit im Unternehmen messbar zu verbessern.
- Tools konsolidieren
Weniger Tools reduzieren Wechselzeiten, steigern die Datenkonsistenz und beschleunigen den Informationsfluss.
- Prozessintegration und Automatisierung
Verknüpfte Systeme stabilisieren den Arbeitskontext, minimieren Unterbrechungen und senken den Koordinationsaufwand.
- Garantierte Sicherheit
Der Fokus auf einige wenige, dafür leistungsstarke All-in-One-Lösungen mit robusten Sicherheitsmechanismen und integrierten eSignaturen verhindert Sicherheitslücken. Durch den Wegfall von Tool-Wechsel lassen sich auch Fahrlässigkeitsfehler im Team wie das Teilen von Daten mit nicht-autorisierten Personen minimieren.
- Verbindliche Standards
Einheitliche Regeln zur Tool-Nutzung schaffen Transparenz, verhindern redundante Kommunikation und fördern effiziente Zusammenarbeit.
Context Switching frisst Ressourcen
Studien belegen: Context Switching frisst Ressourcen – sei es in Form von spürbaren Zeitverlusten oder dauerhaft erhöhter mentaler Belastung. Für Unternehmen ist das ein strukturelles Dilemma und kann auch Sicherheitsgefahren mit sich bringen: Ein einzelnes Tool, das sämtliche Anforderungen in einer modernen Organisation abdeckt, existiert nicht. Um arbeitsfähig zu bleiben, entstehen oft zwangsläufig fragmentierte Tool-Landschaften – mit allen Folgen für Effizienz, Datensicherheit und Belastung.
Der Ausweg liegt in integrierten Plattformen, die Sicherheit, Datenmanagement und Projektarbeit nahtlos unter einem Dach vereinen.
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Brigitta Finta
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