Wenn Datenschutz eine Frage von Leben und Tod ist
Aktivist für Menschenrechte Ethan Gutmann zur Rolle von Verschlüsselungstechnologie beim Schutz von Menschenrechten
Normalerweise beschwören die Worte „Ende-zu-Ende-verschlüsselte Softwarelösung“ nicht unbedingt Bilder von Situationen auf Leben und Tod herauf. Die Begriffe „Datenschutz“ und „Cybersicherheit“ lassen einen eher an Archivfotos von böswilligen Individuen denken, die persönlich identifizierbare Informationen stehlen, um sie im berüchtigten Darknet zu verkaufen. Am 29. Juni um 15 Uhr MEZ teilte Ethan Gutmann mit Tresorit, wie Datenschutz für ihn eine ganz neue Bedeutung gewonnen hat: Er ermittelt die Menschenrechtsverletzungen, die gegen Chinas Uiguren-Bevölkerung begangen wurden, macht auf sie aufmerksam und rettet – wann immer möglich – Leben.
Ethan Gutmann ist ein hoch angesehener Forscher, Autor und Aktivist für Menschenrechte, der sich einen Namen für seine engagierte Dokumentation und Untersuchung der Verfolgung von Individuen und ethnischen Minderheiten mit besonderem Fokus auf China gemacht hat. Er hat einen bedeutungsvollen Beitrag dazu geleistet, den an politischen Häftlingen erfolgten Organraub aufzudecken und so über die mit dieser Praktik verbundenen weitgreifenden Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Dank seines Aktivismus und seiner umfassenden Forschung hat Gutmann eine wichtige Rolle dabei gespielt, auf diese Probleme aufmerksam zu machen und für Gerechtigkeit zu kämpfen.
Ethan Gutmann ist ein großer Fan von Tresorit und verwendet die Speicher- und Verschlüsselungsfunktionalitäten der Lösung, um seine vertraulichen Forschungsmaterialien zu schützen. Seien Sie dabei, wenn Ethan Einblicke in seine aktuellen Projekte gibt und die Rolle diskutiert, die Technologie für den Datenschutz im Aktivismus für Menschenrechte spielen kann – indem Sie hier unseren Podcast anhören oder unser Webinar auf Abruf ansehen. Als wir ihn zum Thema Datenschutzverletzungen befragten, war Ethans Antwort unmissverständlich: „Das Problem ist, dass das Kind – also die wichtigen Informationen – meist schon vor langer Zeit in den Brunnen gefallen ist.Das Ziel ist, den Brunnen nicht abdecken zu müssen, während die wichtigen Informationen sicher in einem Tresor im Elternschlafzimmer eingeschlossen sind. Das ist Tresorit. Jeden Cent wert, meiner Meinung nach."
Datenschutz, um kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen
Im Gespräch über Datenschutz und Privatsphäre bemerkt Ethan Gutmann, dass diese zwar ein grundlegendes Menschenrecht sind, aber er auch der Überzeugung ist, dass „zu überleben ein wichtigeres Menschenrecht ist. Und ein Kind zu haben ist ein wichtigeres Menschenrecht. Um die Art von Verfolgung, der ich entgegenwirken zu suche, zu beenden, müssen Menschen als Zeugen aussagen. Manchmal bitte ich sie sogar darum, ihre Privatsphäre gänzlich aufzugeben.“ Für Unternehmen, die sich an Datenschutzgesetze zu halten versuchen, bereiten Einverständniserklärungen den Einwänden zur Art und Weise, wie sie sensible Informationen sammeln und verwalten, ein Ende. Für Gutmann ist diese Art des Einverständnisses erst der Anfang.
Als Gutmann, Autor von The Slaughter und Nominierter für den Friedensnobelpreis 2017, sein neues Buch begann, sah er sich in einem Interview einer ehemaligen Straflagerinsassin gegenüber – einer jungen Frau, die Jungfrau war, als sie mit 15 Jahren von der chinesischen Polizei in das Lager geschickt wurde. In ihren letzten drei oder vier Stunden zusammen bat er sie darum, ihm „alles, jede einzelne Tatsache“ zu schildern. Er erklärte der jungen Frau vorsichtig, dass er Verständnis dafür hatte, dass diese Aussage für sie schmerzhaft und schwierig sein würde, aber dass ihr niemand glauben würde, wenn sie ihre Geschichte über den ihr widerfahrenen sexuellen Missbrauch nicht teilen würde. Da er sich darüber im Klaren war, dass die junge Muslimin sich nicht dazu in der Lage sah, ihre Geschichte einem nicht muslimischen Mann anzuvertrauen, ließ Gutmann sie mit seiner uigurischen Übersetzerin Rahima allein.
Als Gutmann und Rahima nach dem Interview nach Hause fuhren, war die Übersetzerin schweigsam. „Zuerst dachte ich, dass sie mir böse war. Dann wurde mir klar, dass sie unter Schock stand.“ Trotz der Schwierigkeiten für alle Beteiligten ist Gutmann von der Macht von Zeugenaussagen überzeugt, da „diese Menschen vor den Pforten der Hölle standen.“ Während der Diskussion um Datenschutz und Privatsphäre als Menschenrechte sinniert er: „‚Privatsphäre’ ist für mich ein merkwürdiger Begriff. Ich würde es eher ‚Sicherheit’ nennen?“
Für Flüchtlinge aus China, so Gutmann, ist das Handy der größte Fluch. Er geht sogar so weit, es als „Gift“ zu bezeichnen. Hochrangige chinesische Sicherheitsbeauftragte bestätigen, dass sie persönliche Mobiltelefone ausnutzen, um ehemalige Häftlinge zu observieren und ihre Gespräche mit anderen Personen abzuhören. Das Entfernen des Akkus ist die einzige Möglichkeit, derartige Verletzungen der Privatsphäre zu verhindern – eine Methode, die nicht auf alle Mobiltelefone anwendbar ist. Nur wenigen Häftlingen gelingt die Flucht aus den Konzentrationslagern und noch wenigeren die Flucht aus dem Land. Fast alle Flüchtlinge lassen Familienmitglieder in China zurück, sodass „Datenschutz in diesem Sinn mit meiner Mission Hand in Hand geht. Er ist absolut unerlässlich. Leben hängen von ihm ab. Ich arbeite mit Menschen, die sich einfach in Luft auflösen könnten. Tatsächlich kann ich nicht einmal verraten, wer sie sind, da ihre Familien sonst Opfer der Verfolgung werden.“
Getarnte Daten
Bis Ende 2019 war Gutmann noch ein großer Fan von analogen Datensammlungen. Jedoch änderte eine Reise nach Kasachstan seine Einstellung grundlegend. Um kasachische Flüchtlinge zu treffen, musste er in den autoritären Staat reisen, in dem der lange Arm Chinas Journalisten zu „Spionen“ macht. Unter dem Vorwand eines Skiurlaubs mit seiner Pflegetochter besorgte Gutmann sich ein Auto mit einem Baujahr vor 2005, „da es keinen Chip enthält. Es kann nicht aufgespürt werden. Es kann nicht nachverfolgt werden.” Sie schnallten Skis auf den Dachgepäckträger, kauften ein paar alberne Mützen und luden das Auto voll mit Büchern über Schneeleoparden und Aquarellfarbkästen, um ihr Alibi zu untermauern. Die Fahrt von Deutschland aus führte sie durch zehn Länder – zehn Möglichkeiten für Grenzschutzbeamte, sie ins Verhör zu nehmen und das Auto zu durchsuchen. Nach ihrer Ankunft in Kasachstan schalteten sie all ihre elektronischen Geräte aus, verstauten sie in Faraday-Käfig-Taschen, holten eine Landkarte und einen Kompass hervor und verschwanden dann ganz einfach von der Bildfläche, indem sie ihr elektronisches Signal löschten.
Während der eineinhalb Monate in Kasachstan verwendete Gutmann ein traditionelles Diktiergerät, um die Interviews aufzuzeichnen, deaktivierte das Gerät vor der Heimreise und streute elektronische Abbilder auf mehreren „Junk-Datenträgern“ ein. Er erwog zwar das Senden der Aufnahmen via FedEx, aber ein Angestellter des Kurierdienstes warnte ihn, dass die kasachischen Grenzbeamten das Paket öffnen und seine Daten durchgehen würden. Das bedeutete, dass Gutmann die Daten selbst transportieren musste, um seine Interviewpartner zu schützen. Um schneller nach Hause zu kommen, entschloss er sich dazu, durch Russland zu fahren – und erlebte mehr als nur ein paar angespannte Situationen an der kasachischen Grenze: Russische Grenzbeamte führten eine Online-Hintergrundprüfung für ihn aus und stritten darüber, ob sie ihn in Gewahrsam nehmen sollten oder nicht. Nach seiner Ankunft zu Hause empfahl Rory Byrne von Security First ihm dringend, niemals wieder auf diese Weise eine Grenze zu passieren. Er riet ihm, ein VPN zu nutzen und die Daten an einen sicheren Ort im Internet zu senden, wann immer ihm eine Internetverbindung zur Verfügung stand.
Gutmanns Interviewpartner vertrauen ihm, ihre Geschichten zu erzählen und ihre Identitäten zu schützen. In Bezug auf das Speichern und Teilen von Dokumenten, so Gutmann, „können Sie Google Documents nutzen. Es steht allen zur Verfügung. Es ist kostenlos. Es ist wirklich schnell. Und die Nutzeroberfläche ist sehr nutzerfreundlich.“ Das Problem ist, dass „Googles Werbepartner Zugriff auf Ihre Daten haben, da Google sich so finanziert. Und sind einige dieser Werbepartner in China aktiv? Ja, genauso wie nahezu jeder das ist. Und daher möchte ich nicht, dass diese Unternehmen in irgendeiner Form Zugriff auf diese Daten haben.“ Da quasi alle großen Unternehmen – einschließlich Microsoft, das seinen Quellcode bereits 2003 teilte – für den Druck vonseiten Chinas anfällig sind, benötigte Gutmann eine Technologie, der er vertrauen konnte. Eine Technologie, von der er überzeugt war, dass sie die richtige Gratwanderung zwischen Transparenz, einer klaren Mission und Sicherheit bot. Gutmann erklärt: „Das ist schwer, denn Unternehmen müssen auf alle möglichen Kunden eingehen. Es ist ein breiter Markt, aber dies[er investigative Journalismus] zählt auch. Und ich bin überzeugt, dass dies so bleiben wird.“
Da er sich seiner Verantwortung im Hinblick auf seine Zeugen voll bewusst ist, entschloss der Menschenrechtsaktivist sich dazu, sich an Tresorit zu wenden. Im Gegensatz zu Google Drive und Microsoft OneDrive bedeutet Tresorits Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mit Zero-Knowledge-Prinzip, dass niemand – nicht einmal die Angestellten des Anbieters – Zugriff auf seine Informationen hat. Gutmann erklärt: „Freiheit ist nicht kostenfrei. Es gibt einen Punkt, an dem wir alle für Dienstleistungen zahlen müssen, wenn wir unsere Privatsphäre aufrechterhalten möchten. Google Documents sind kostenlos, aber vielleicht sollten Sie stattdessen lieber einen kleinen Betrag zahlen. Sie benötigen Personen, die Datenschutz und Privatsphäre kontrollieren – und dabei wird es sich um bezahlte Stellen handeln.“
Unter Verwendung von verschlüsselten E-Mails, einem VPN und Tresorit machte Gutmann sich auf, neue Flüchtlingsgeschichten für sein demnächst erscheinendes Buch mit dem vorläufigen Titel The Xinjiang Procedure zusammenzutragen. Er erklärt: „Am Anfang dieser Ermittlung habe ich mich an ein paar Unternehmen gewendet. Ich erklärte ihnen, dass ich einige ihrer Produkte testen wollte und ich ihnen Bescheid geben würde, wenn diese für mich geeignet sein würden. Nichts hat so gut funktioniert wie Tresorit. Selbst wenn Tresorit nicht zu den Anbietern gehörte, mit denen ich etwas arrangiert hatte, spreche ich gern darüber, wenn etwas reibungslos funktioniert.“
Der Schutz der Identitäten und Informationen dieser Menschen bedeutet mehr, als sich über Identitätsdiebstahl oder Compliance-Risiken den Kopf zu zerbrechen. Gutmann muss sich sicher sein können, dass die von ihm genutzten sicheren Kommunikationstechnologien ihr Leben und das ihrer Familienangehörigen schützen. Er bringt das Beispiel an, wie er einen Zeugen, Joseph, in die Türkei brachte und dann auf ein US-Visum für ihn wartete, währen die chinesische Regierung darauf wartete, dass Joseph in Istanbul auftauchen würde. „Es ist ein Spiel von Spion versus Spion. Es mag sich zwar dramatisch anhören, aber es geht hier wirklich um Leben und Tod. Und was, wenn es schiefläuft, nicht wahr? Daher muss ich mich wirklich darauf verlassen können, dass gewisse Dinge wahr sind – wie z. B., dass Tresorit für den Kunden absolut sicher ist. Tresorit mag zwar eher ein Premium-Produkt sein, aber ich bin der Meinung, dass Sie dafür auch erheblich mehr Gewissheit erhalten.“
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