Gestärkte Cyberresilienz für Unternehmen: Schlüsselkonzepte, Vorteile und bewährte Verfahren

Gestärkte Cyberresilienz für Unternehmen: Schlüsselkonzepte, Vorteile und bewährte Verfahren

Anfang dieses Jahres rüttelte die Nachricht über einen wichtigen Gesetzentwurf der Europäischen Kommission den Cybersicherheitsraum auf. Letzte Woche wurde eine vorläufige Einigung in Bezug auf das sogenannte Cyberresilienzgesetz zwischen EU-Gesetzgebern erreicht, was den Weg für das erste Gesetz weltweit zur Regelung digitaler Produktsicherheit ebnet.

Das Cyberresilienzgesetz wird Anforderungen an sämtliche Hardware und Software festlegen, von Babyphonen und Smartwatches bis hin zu Firewalls und Routern, um eine robuste Cybersicherheit ab deren Konzeption und über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu gewährleisten. Diese „integrierte Cybersicherheit“, erklärt EU-Kommissar Thierry Breton, „ist von größter Bedeutung für die Sicherheit sowohl der Verbraucher als auch der Gesellschaft insgesamt.“

Aber was ist Cyberresilienz und warum ist sie heutzutage so wichtig? Sind Cybersicherheit und Cyberresilienz nicht im Grunde genommen das Gleiche? Und wie können Unternehmen inner- und außerhalb des digitalen EU-Konsumgütermarkts ihre Cyberresilienz stärken und sich durchgängig vor den sich stets weiterentwickelnden Bedrohungen schützen? Lesen Sie weiter, um dies zu erfahren.

Was ist Cyberresilienz? Bedeutung und zentrale Ziele

Das National Institute of Standards and Technology (NIST) definiert Cyberresilienz als „die Fähigkeit, widrige Umstände, Belastungen, Attacken oder Kompromittierungen von Systemen, die Cyberressourcen nutzen oder durch sie unterstützt werden, antizipieren, ihnen standhalten, sich von ihnen erholen und sich ihnen anpassen zu können.“ Im Deutschen wird dies auch als Cyberwiderstandsfähigkeit bezeichnet und soll dafür sorgen, dass Unternehmen selbst angesichts widriger Cyberevents unentwegt an der Erfüllung ihrer Mission arbeiten und ihre Ziele erreichen können.

Warum ist Cyberresilienz in der heutigen digitalen Welt so wichtig?

Cyberrisikoresilienz legt für Unternehmen den Grundstein, um Cyberbedrohungen und Datenschutzverletzungen effektiv zu mindern und sich schnell von ihnen erholen zu können. Cyberattacken können Unternehmen nicht nur erhebliche finanzielle Verluste verursachen, sondern auch ihren guten Ruf schädigen und zum Bruch des Kundenvertrauens führen. Durch die Implementierung einer robusten Cyberresilienzstrategie können Unternehmen die Kontinuität ihres Geschäftsbetriebs sicherstellen, selbst wenn ihnen ein ernstzunehmender Cybersicherheitsvorfall widerfährt.

Ein starker Cyberresilienzstatus kann zudem die regulatorische Compliance von Unternehmen ankurbeln. In vielen Branchen gibt es verbindliche Anforderungen an Cybersicherheit, wie das HIPAA im Gesundheitswesen und den PCI DSS  für den Finanzdienstleistungsbereich, und wenn hier zu kurz gegriffen wird, kann dies zu saftigen Bußgeldern oder Sanktionen führen. Sensible Daten werden in der Wissensökonomie hoch gehandelt, weshalb eine Datenschutzverletzung sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen verheerende Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Eine Erklärung der alarmierendsten Cyberrisiken, denen Unternehmen sich gegenübersehen

Laut dem Identity Theft Resource Center wurden in den ersten drei Quartalen 2023 ganze 2116 Datenkompromittierungen gemeldet, was den bisherigen Rekord von 1862 Kompromittierungen des Jahres 2021 in den Schatten stellt. Zur gleichen Zeit stiegen die weltweit durchschnittlichen Kosten für eine Datenschutzverletzung auf 4,45 Millionen US-Dollar an, laut IBMs jährlichem Bericht zur Kosten einer Datenschutzverletzung. Lassen Sie uns einmal einen Blick auf die gängigsten Formen von Attacken werfen, die den wachsenden Cyberstress für Unternehmen noch weiter verschärfen.

1. Phishing-Attacken

Bei Phishing -Attacken geben Cyberkriminelle sich als legitime Instanz aus, um Nutzer dazu zu bewegen, sensible Daten wie Passwörter, Kreditkartennummern oder PINs preiszugeben. Phishing erfolgt oftmals über betrügerische E-Mails, SMS oder gefälschte Webseiten und stellt eine erhebliche Bedrohung für Unternehmen jeglicher Größe dar.

2. Ransomware-Attacken

In einer Ransomware-Attacke, also einem Erpressersoftwareangriff, infiltrieren Hacker ein Netzwerk, verschlüsseln Firmendaten und verlangen dann ein Lösegeld für die Wiederherstellung des Zugriffs. Attacken dieser Art können den Geschäftsbetrieb lahmlegen und zu beträchtlichen finanziellen Verlusten führen, insbesondere dann, wenn das Unternehmen über kein Back-up für die Wiederherstellung der Daten verfügt. In den ersten 6 Monaten des Jahres 2023 allein beliefen Lösegeldzahlungen sich laut Wired auf eine Gesamtsumme von 449,1 Millionen US-Dollar.

3. Insider-Bedrohungen

Insider-Bedrohungen sind Cyberbedrohungen, deren Ursprung im Inneren des Unternehmens zu finden ist – entweder in Gestalt von verärgerten, ehemaligen oder nachlässigen Mitarbeitern. Diese Bedrohungen umfassen Datenschutzverletzungen, Datendiebstahl und die Einschleusung von Schadsoftware in Firmensysteme und bleiben oftmals so lange unentdeckt, bis bereits erheblicher Schaden entstanden ist.

4. Advanced Persistent Threats

Advanced Persistent Threats, oder kurz APTs, sind langfristige, gezielte Attacken, in denen Cyberkriminelle – gewöhnlich der gut ausgestatteten und besonders cleveren Gattung – sich Zugriff das Netzwerk eines Unternehmens verschaffen und für einen längeren Zeitraum unentdeckt bleiben. Ziel dabei ist es, Daten zu stehlen, das Unternehmen auszuspionieren, den Geschäftsbetrieb zu stören oder Zerstörung zu verursachen, was meist über die Nutzung mehrerer Angriffsvektoren erreicht wird.

5. Distributed Denial-of-Service-Attacken

Denial-of-Service-Attacken (DoS-Attacken) führen dazu, dass der Online-Service eines Unternehmens nicht verfügbar oder zugänglich ist, indem er mit einer Internetverkehrsflut überschwemmt wird. Eine DoS-Attacke wird zu einer Distributed Denial-of-Service-Attacke (DDoS-Attacke), „wenn der erdrückende Verkehr von mehreren, gemeinsam agierenden angreifenden Geräten ausgeht“, erklärt die CISA.

6. Zero-Day-Exploits

Zero-Day-Exploits nutzen Softwareschwachstellen aus, die dem Softwareentwickler unbekannt sind. Diese Schwachstellen können ausgenutzt werden, bevor der Entwickler die Möglichkeit hat, eine Fehlerbehebung zu finden und zu veröffentlichen, was sie besonders gefährlich und schwer abwendbar macht. LinkedIn wurde 2019 bekanntermaßen Opfer einer derartigen Attacke, die 90% von LinkedIns Anwenderbasis betraf.

8. Lieferkettenangriffe

In einem Lieferkettenangriff visieren Cyberkriminelle ein weniger sicheres Glied in der Lieferkette eines Unternehmens an, um Zugriff auf sein Netzwerk zu erlangen. Diese Attacken sind aufgrund der breiten und verflochtenen Beschaffenheit der meisten Lieferketten bekanntermaßen schwer abzuwenden. Tatsächlich haben Studien ergeben, dass bis zu 40% aller Cyberbedrohungen inzwischen direkt über die Lieferkette entstehen.

In einem Lieferkettenangriff visieren Cyberkriminelle ein weniger sicheres Glied in der Lieferkette eines Unternehmens an, um Zugriff auf sein Netzwerk zu erlangen. Diese Attacken sind aufgrund der breiten und verflochtenen Beschaffenheit der meisten Lieferketten bekanntermaßen schwer abzuwenden. Tatsächlich haben Studien ergeben, dass bis zu 40% aller Cyberbedrohungen inzwischen direkt über die Lieferkette entstehen.

Cybersicherheit vs. Cyberresilienz: Zentrale Unterschiede und warum diese von Bedeutung sind

Cybersicherheit und Cyberresilienz sind zwar miteinander verflochten, aber repräsentieren zwei getrennte Aspekte der allgemeinen Cyberrisikomanagementstrategie von Unternehmen.

Cybersicherheit bezieht sich auf die Praxis des Schutzes von Systemen, Netzwerken und Daten vor Attacken im digitalen Raum. Sie ist typischerweise eine Präventionsmaßnahme, die darauf ausgerichtet ist, Abwehrmechanismen einzurichten, die Eindringlinge abwehren. Traditionelle Cybersicherheitsmaßnahmen beinhalten oftmals Firewalls, Virenschutzsoftware und Methoden zum Schutz von Passwörtern. Das primäre Ziel von Cybersicherheit ist, das Risiko einer Cyberattacke zu minimieren und unbefugten Zugriff auf sensible Daten zu verhindern.

Cyberattackenresilienz beschreibt jedoch die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens, dank der es auch im Falle eines Cyberangriffs oder anderen Sicherheitsvorfalls den Geschäftsbetrieb fortführen kann.

Anstatt den Fokus auf Prävention zu richten, bezieht Cyberresilienz Aspekte wie Reaktion und Wiederherstellung ein. Sie erkennt an, dass nicht alle Bedrohungen vollständig eliminiert werden können, und unterstreicht die Wichtigkeit, über Systeme zu verfügen, um den Schaden in Grenzen halten, den Betrieb wiederherzustellen und die Geschäftskontinuität zu gewährleisten, wenn es zu einem Sicherheitsvorfall kommt. Cyberresilienz kann Notfallpläne, Geschäftskontinuitätsplanungen und Vorfallreaktionsteams umfassen.

Der Aufbau einer effektiven Cyberresilienzstrategie: Die wichtigsten Komponenten und Erwägungen

Effektive Cyberresilienz beginnt damit, dass Sie die Realität der heutigen Cyberumgebung akzeptieren: Sicherheitsverletzungen sind nicht nur möglich, sondern hochwahrscheinlich. Eine starke Cyberresilienzstrategie kann Unternehmen dabei helfen, sich effizient von einem Vorfall zu erholen und wieder Tritt zu fassen, indem verschiedene Tools und Ansätze herangezogen werden.

An erster Stelle steht die Risikobewertung. Diese beinhaltet die Identifikation potenzieller Schwachstellen innerhalb der Firmensysteme und -prozesse, die von Cyberbedrohungen anvisiert werden könnten. Die Risikobewertung ist keine einmalige Angelegenheit, sondern sollte fortwährend erfolgen, da neue Schwachstellen auftreten können und sich die Angriffsmethoden stets weiterentwickeln.

An zweiter Stelle steht die Vorfallreaktionsplanung. Diese umfasst die Entwicklung eines detaillierten Plans, der die Schritte darlegt, die im Falle einer Cyberattacke unternommen werden müssen. Außerdem sollte sie die direkte Reaktion zur Erkennung und Eingrenzung der Vorfallauswirkung, Kommunikationsverfahren zum Informieren von Stakeholdern und Prozesse zur Untersuchung des Vorfalls und zur Identifizierung seiner Ursache einbeziehen.

Drittens ist es unerlässlich, Pläne für Geschäftskontinuität und Notfallwiederherstellung zu machen. Ersteres stellt sicher, dass kritische Tätigkeiten auch angesichts widriger Cybervorfälle ausgeführt werden können. Im Vergleich dazu ist der Notfallplan darauf ausgerichtet, Systeme und Daten nach einem Vorfall mithilfe von Daten-Back-ups, redundanten Systemen und Verfahren zur Datenwiederherstellung wiederherzustellen.

Zu guter Letzt beinhaltet effektive Cyberresilienz die Ausführung regelmäßiger Tests und Prüfungen, um zu gewährleisten, dass die Pläne weiterhin greifen, auch wenn das Unternehmen und sein Bedrohungsumfeld einem fortwährenden Wandel unterliegen. Hierbei kann es sich um simulierte Attacken als Reaktion auf Tests, regelmäßige Audits von Systemen, Kontrollen und Verfahren sowie Aktualisierungen von Cyberresilienzplänen handeln, die auf den Ergebnissen derartiger Bewertungen basieren.

So stärken Sie Ihre Cyberresilienz: Bewährte Verfahren und Lösungen

1. Routinemäßige Sicherheitsaudits

Regelmäßig angesetzte Audits sind unerlässlich, um potenzielle Schwachstellen aufzudecken, bevor böswillige Individuen sie ausnutzen können. Die Audits bieten einen Überblick über die vorhandene Sicherheitsarchitektur und helfen, Angriffspunkte aufzuspüren und die notwendigen Verbesserungen vorzunehmen.

2. Regelmäßige System-Updates

Unternehmen müssen ihre Verpflichtung ernstnehmen, regelmäßige Updates für alle Software, Hardware und Betriebssysteme auszuführen, um auch gegen aktuelle Bedrohungen geschützt zu bleiben. Ein Aufschieben von Updates kann Systeme für potenzielle Cyberattacken und Datenschutzverletzungen empfänglich machen.

3. Daten-Back-up

Regelmäßige Daten-Back-ups sind von besonderer Wichtigkeit beim Aufbau eines cyberwiderstandsfähigen Unternehmens. Sie sollten automatisch erfolgen und außerhalb des Firmengeländes oder auf einer sicheren Cloudplattform verwahrt werden. Im Falle einer Datenschutzverletzung können Back-ups den Datenverlust minimieren und dabei helfen, unternehmenskritische Funktionen schneller wiederherzustellen.

4. Sichere Passwortgewohnheiten

Implementieren Sie sichere Passwortrichtlinien, einschließlich der Verwendung komplexer Passwörter, regelmäßiger Passwortänderungen und Multi-Faktor-Authentifizierung, eine der effektivsten Schutzmaßnahmen gegen Passwortkompromittierung und unbefugten Zugriff auf Firmensysteme.

5. Gefahrenerkennung

Nutzen Sie Gefahrenerkennungsdienste, um über aktuelle Angriffsvektoren auf dem Laufenden zu bleiben. Solche Dienste bieten Updates in Echtzeit über potenzielle Bedrohungen, Indikatoren einer Kompromittierung und Bedrohungsakteurzuordnung und -kampagnen und gestatten es Unternehmen, ihre Systeme proaktiv zu schützen.

6. Mitarbeiterschulung

Mitarbeiter können in Sachen Cybersicherheit das schwache Glied der Kette sein. Daher ist es von zentraler Bedeutung sicherzustellen, dass sie sich potenzieller Risiken bewusst sind und ihre Rolle bei der Aufrechterhaltung von Cyberresilienz verstehen. Schulungen sollten regelmäßig aktualisiert werden, um mit den sich stets weiterentwickelnden Bedrohungen, wie Social-Engineering-Attacken, Schritt zu halten.

7. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

Schützen Sie sensible Daten mit Verschlüsselung, sowohl bei der Speicherung („at rest“) als auch bei der Übertragung („in transit“) – oder noch besser mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die Nachrichten noch vorm Senden verschlüsselt und erst dann entschlüsselt, wenn sie das Gerät des Empfängers erreicht haben. Das bedeutet, dass niemand zwischen diesen Endpunkten sie lesen oder manipulieren kann.